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Das Mikrobiom und die Gesundheit

Aktualisiert: 12. März

Das menschliche Mikrobiom: Schlüssel zur Gesundheit und Krankheitsprävention




Mikrobiom und Gesundheit

Das menschliche Mikrobiom ist eines der faszinierendsten Forschungsfelder der modernen Medizin. Die Billionen von Mikroorganismen, die unseren Körper – insbesondere den Darm – besiedeln, spielen eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit. Wissenschaftler entdecken zunehmend Zusammenhänge zwischen dem Mikrobiom und verschiedenen Krankheiten, von Autoimmunerkrankungen über neurologische Störungen bis hin zu Fettleibigkeit. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Überblick auf die Bedeutung des Mikrobioms für die Gesundheit, die Mechanismen seiner Wirkung und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse.


Das Mikrobiom umfasst alle Mikroorganismen, die im menschlichen Körper vorkommen. Der Großteil dieser Mikroben lebt im Darm, wo sie eine Vielzahl von Funktionen erfüllen:


  • Verdauung & Nährstoffaufnahme: Darmbakterien helfen beim Abbau von Ballaststoffen und produzieren kurzkettige Fettsäuren (SCFA), die die Darmgesundheit fördern.

  • Immunsystem-Regulation: Etwa 70–80 % des Immunsystems befinden sich im Darm. Die Mikrobiota unterstützt die Immunabwehr gegen Krankheitserreger.

  • Neurotransmitter-Produktion: Der Darm ist mit dem Gehirn verbunden (Darm-Hirn-Achse) und produziert etwa 90 % des Körpers an Serotonin, das für das emotionale Wohlbefinden wichtig ist.

  • Entzündungshemmende Effekte: Bestimmte Bakterienarten reduzieren systemische Entzündungen und können chronischen Erkrankungen vorbeugen.


Dr. Jeffrey Gordon von der Washington University betont: „Das Mikrobiom ist nicht nur ein passiver Bewohner unseres Körpers, sondern ein aktiver Teilnehmer an nahezu allen physiologischen Prozessen.“ (Gordon et al., 2018, Nature)


Mikrobiom und chronische Krankheiten

Studien zeigen, dass ein gestörtes Mikrobiom mit einer Vielzahl chronischer Krankheiten assoziiert ist:


  • Autoimmunerkrankungen: Eine Dysbiose kann zu erhöhter Darmpermeabilität ("Leaky Gut") führen, wodurch schädliche Stoffe ins Blut gelangen und Autoimmunreaktionen auslösen. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Rheumatoide Arthritis stehen in direktem Zusammenhang mit Veränderungen der Darmflora (Cox et al., 2022, Trends in Immunology).

  • Neurologische Erkrankungen: Patienten mit Alzheimer und Parkinson zeigen eine veränderte Mikrobiota-Zusammensetzung mit erhöhten Entzündungsmarkern. „Die Darmflora beeinflusst die Neurodegeneration auf molekularer Ebene“, erklärt Dr. Sarkis Mazmanian vom Caltech (Zhang et al., 2020, Frontiers in Aging Neuroscience).

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Darmbakterien produzieren Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) aus tierischen Fetten, was das Risiko für Herzinfarkte erhöhen kann (Tang & Hazen, 2017, New England Journal of Medicine).

  • Diabetes: Menschen mit Typ-2-Diabetes haben eine reduzierte Vielfalt an Butyrat-produzierenden Bakterien, was ihre Insulinresistenz verstärken kann (Qin et al., 2012, Nature).



Die Zukunft der Mikrobiomforschung und Therapien

Die Forschung zum Mikrobiom boomt, und neue Therapieansätze könnten die Medizin revolutionieren:


  • Probiotika & Präbiotika: Zielgerichtete Ernährung mit fermentierten Lebensmitteln kann das Mikrobiom positiv beeinflussen.

  • Fäkale Mikrobiomtransplantation (FMT): Eine vielversprechende Therapie bei Clostridium-difficile-Infektionen und möglicherweise weiteren Erkrankungen (Hohmann et al., 2020, NEJM).

  • Personalisierte Medizin: Mikrobiomanalysen könnten individuelle Behandlungen ermöglichen.


Das Mikrobiom spielt eine zentrale Rolle in der menschlichen Gesundheit. Wissenschaftler entdecken immer neue Zusammenhänge zwischen Darmflora und chronischen Erkrankungen, Stoffwechsel und sogar der Psyche. Eine bewusste Ernährung und gezielte Mikrobiomtherapien könnten zukünftig helfen, viele Erkrankungen effektiver zu behandeln oder gar zu verhindern.

Wie Dr. Eran Elinav vom Weizmann Institute of Science feststellt: „Die Manipulation des Mikrobioms könnte einer der bedeutendsten Fortschritte der modernen Medizin werden.“ (Elinav et al., 2019, Cell)



Mikrobiom und Gesundheit im Allgemeinen


Definition und Grundlagen


  • Das Mikrobiom umfasst alle Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze, Archaeen), die den menschlichen Körper besiedeln, insbesondere den Darm.

  • Das Mikrobiota bezeichnet die Gesamtheit dieser Mikroorganismen, während das Mikrobiom zusätzlich deren Gene umfasst.

  • Der menschliche Körper enthält etwa 100 Billionen Mikroorganismen – zehnmal mehr als eigene Körperzellen.


Die Funktionen des Mikrobioms


  • Verdauung & Nährstoffaufnahme: Bakterien helfen beim Abbau von Ballaststoffen und produzieren kurzkettige Fettsäuren (SCFA), die die Darmgesundheit fördern.

  • Immunsystem-Regulation: 70–80 % des Immunsystems befindet sich im Darm; das Mikrobiom schützt vor Krankheitserregern.

  • Hormonproduktion: Darmbakterien beeinflussen die Produktion von Serotonin (Glückshormon) und anderen Neurotransmittern.

  • Entzündungshemmende Effekte: Bestimmte Darmbakterien reduzieren systemische Entzündungen.

  • Entgiftung & Stoffwechsel: Einige Bakterien bauen Giftstoffe ab oder beeinflussen den Abbau von Medikamenten.


Faktoren, die das Mikrobiom beeinflussen


  • Die Ernährung: Ballaststoffreiche Ernährung (Präbiotika) fördert eine gesunde Mikrobiota, während Zucker und hochverarbeitete Lebensmittel schädlich sind.

  • Antibiotika: Stören das Gleichgewicht, indem sie nützliche Bakterien abtöten.

  • Probiotika & Fermentierte Lebensmittel: Unterstützen die Wiederherstellung eines gesunden Mikrobioms.

  • Der Geburtsmodus: Vaginal geborene Babys haben ein diverseres Mikrobiom als Kaiserschnittbabys.

  • Der Lebensstil: Stress, Schlafmangel und Umweltgifte beeinflussen die Bakterienzusammensetzung.



Das Mikrobiom und chronische Krankheiten


Mikrobiom und Autoimmunerkrankungen

Studien zeigen, dass ein gestörtes Mikrobiom mit Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Multiple Sklerose (MS), Rheumatoider Arthritis und Typ-1-Diabetes in Verbindung steht. Ein Ungleichgewicht kann dazu führen, dass Schadstoffe in den Blutkreislauf gelangen und Autoimmunreaktionen auslösen. Dies geschieht dann, wenn eine Darmpermeabilität, bekannt als das "Leaky Gut"-Syndrom  vorherrscht.


Mikrobiom und neurologische Erkrankungen

  • Darm-Hirn-Achse: Veränderungen im Mikrobiom beeinflussen neurologische Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Depressionen und Autismus.

  • Patienten mit Parkinson zeigen eine veränderte Mikrobiota-Zusammensetzung mit erhöhten Entzündungsmarkern.

  • Depression & Angst: Ein unausgeglichenes Mikrobiom kann die Produktion von GABA, Serotonin und Dopamin beeinflussen.


Mikrobiom und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • Bestimmte Darmbakterien produzieren Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) aus tierischen Fetten, was das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht.

  • Ballaststoffe senken hingegen das Risiko, indem sie die Darmflora zugunsten entzündungshemmender Bakterien verschieben.


Mikrobiom und Diabetes

  • Menschen mit Typ-2-Diabetes haben eine veränderte Bakterienzusammensetzung mit weniger Butyrat-produzierenden Bakterien.

  • Präbiotika und fermentierte Lebensmittel können die Insulinsensitivität verbessern.


Mikrobiom und Krebs

  • Das Mikrobiom beeinflusst das Risiko für Darmkrebs. Ungünstige Bakterien fördern chronische Entzündungen und DNA-Schäden.

  • Die Probiotische Therapie wird erforscht, um das Immunsystem während Krebstherapien zu unterstützen.



Das Mikrobiom und dessen Einfluss auf das Gewicht


Mikrobiom und das Gewicht

Das Mikrobiom beeinflusst den Stoffwechsel und das Körpergewicht.

Menschen mit Übergewicht haben oft eine veränderte Bakterienzusammensetzung, insbesondere ein erhöhtes Firmicutes/Bacteroidetes-Verhältnis, das mit einer gesteigerten Energieaufnahme aus Nahrung assoziiert ist (Turnbaugh et al., 2009, Nature). Experimente zeigen, dass fäkale Mikrobiomtransplantationen (FMT) von schlanken auf übergewichtige Menschen zu einer verbesserten Stoffwechselregulation führen können (Ridaura et al., 2013, Science).


Der Einfluss auf den Stoffwechsel

  • Studien zeigen, dass Menschen mit Übergewicht eine geringere mikrobielle Vielfalt im Darm haben.

  • Das Firmicutes/Bacteroidetes-Verhältnis:

    • Menschen mit Übergewicht haben oft mehr Firmicutes, die aus Ballaststoffen zusätzliche Kalorien gewinnen.

    • Bacteroidetes sind eher mit einem schlanken Körperbau assoziiert.


Die Darmflora und das Hungergefühl

  • Darmbakterien beeinflussen Ghrelin (Hungerhormon) und Leptin (Sättigungshormon). Eine gesunde Mikrobiota kann helfen, das Hungergefühl zu regulieren.


Mikrobiom als Therapieansatz gegen Übergewicht

  • Die Fäkale Mikrobiomtransplantation (FMT): Experimente zeigen, dass das Übertragen einer gesunden Darmflora bei Fettleibigkeit helfen kann.

  • Probiotische Nahrungsergänzungen: Lactobacillus- und Bifidobacterium-Stämme zeigen in Studien Gewichtsreduktionspotenzial.

  • Ernährungsumstellung: Ballaststoffe, fermentierte Lebensmittel und pflanzliche Ernährung fördern eine gesunde Darmflora.



Probiotika: Wann und wie sie sinnvoll sind

Probiotika enthalten lebende Mikroorganismen, die die Darmflora unterstützen können. Doch nicht alle Probiotika sind für jeden Menschen gleichermaßen geeignet. Die individuelle Zusammensetzung des Mikrobioms spielt eine entscheidende Rolle. Leidet man unter chronischen, gesundheitlichen Problemen, dann kann eine individuelle Stuhlanalyse ausserordentlich aufschlussreich sein.


  • Warum eine Stuhlanalyse wichtig ist: Bevor man wahllos Probiotika einnimmt, ist eine Analyse der eigenen Darmflora durch einen auf Mikrobiom-Analysen spezialisierten Arzt empfehlenswert. Diese Untersuchung zeigt, welche Bakterien fehlen oder im Ungleichgewicht sind, sodass gezielt Probiotika eingesetzt werden können.

  • Die richtige Wahl der Probiotika: Es gibt zahlreiche Stämme, die unterschiedliche gesundheitliche Effekte haben. Beispielsweise unterstützen Lactobacillus- und Bifidobacterium-Stämme das Immunsystem und die Verdauung, während Saccharomyces boulardii gegen Durchfälle eingesetzt wird.

  • Kombination mit Präbiotika: Präbiotika (Ballaststoffe, die als Nahrung für gesunde Bakterien dienen) helfen, die angesiedelten Probiotika zu nähren und ihre Wirkung zu maximieren.

  • Langfristige Anwendung und Ernährung: Probiotika wirken oft nur temporär, wenn sie nicht durch eine darmfreundliche Ernährung unterstützt werden. Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut und Kefir tragen zur Stabilisierung der Darmflora bei.

Dr. Eran Elinav vom Weizmann Institute of Science erklärt: „Probiotische Therapien sollten personalisiert sein, um wirklich effektiv zu wirken.“ (Elinav et al., 2019, Cell)



Übersicht über die Forschungen zum Mikrobiom mit wissenschaftlichen Quellen


Grundlagenforschung

  • Lynch & Pedersen (2016): "The Human Intestinal Microbiome in Health and Disease" (New England Journal of Medicine).

  • Gilbert et al. (2018): "Microbiome-wide Association Studies Link Dynamic Microbial Consortia to Disease" (Nature).


Mikrobiom und chronische Krankheiten

  • Zhang et al. (2020): "Gut Microbiota in Neurological Disorders: A Focus on Alzheimer’s and Parkinson’s Disease" (Frontiers in Aging Neuroscience).

  • Cox et al. (2022): "The Role of the Microbiome in Autoimmune Diseases" (Trends in Immunology).


Mikrobiom und Gewicht

  • Turnbaugh et al. (2009): "An Obesity-Associated Gut Microbiome with Increased Capacity for Energy Harvest" (Nature).

  • Ridaura et al. (2013): "Gut Microbiota from Twins Discordant for Obesity Modulate Metabolism in Mice" (Science).


Mikrobiomtherapien

  • Hohmann et al. (2020): "Fecal Microbiota Transplantation for Recurrent Clostridium difficile Infection" (New England Journal of Medicine).

  • Olle (2013): "Medicinal Probiotics: The Future of Gut Health Therapy" (Nature Reviews Drug Discovery).

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